BAD AIBLING
VON NORBERT KOTTER
Aus zwei Standorten der Rupert-Egenberger-Förderschule wird einer.
Bad Aibling-Rund 18 Millionen Euro investiert der Landkreis Rosenheim für die Sanierung und Erweiterung der Rupert-Egenberger-Förderschule in Bad Aibling. Der Unterricht an zwei Standorten ist damit ab dem Schuljahr 2025/26 Geschichte. Die Schulleitung erfüllt diese Entscheidung mit großer Erleichterung.
Es ist eine große Chance für uns, dass zwei Schulen an einem Standort zusammenwachsen können und damit die Umsetzung eines gemeinsamen pädagogischen Konzepts möglich wird“, sagt Schulleiterin Angelika Held. Ihre Stellvertreterin Karin Persch sieht darin gleichermaßen Vorteile für die Schüler und die Kollegenschar.
Derzeit 220 Schüler
Derzeit besuchen etwa 220 Schüler die Schule. Die Klassen drei bis neun werden in der Kellerstraße unterrichtet, die schulvorbereitende Einrichtung für Kinder mit sonderpädagogischem Förderbedarf sowie die Diagnose- und Förderklassen befinden sich am Standort in der Krankenhausstraße. Dort entsteht auch der Erweiterungsbau. Zudem wird das hier befindliche Gebäude der ehemaligen Kfz-Zulassungsstelle saniert, das bereits jetzt für schulische Zwecke genutzt wird.
Um den Kindern mit Förderbedarf diesen zukommen zu lassen, sieht das pädagogische Konzept für die Schüler in der Kellerstraße vor, dass der Lehrplan für die erste und zweite Klasse an Grundschulen hier in drei Jahren unterrichtet wird. „Es gibt keine Abstriche beim Stoff, er wird nur zeitlich gestreckt vermittelt“, berichtet die Schulleiterin. Das Konzept basiert nach Auskunft von Stellvertreterin Karin Persch auf drei Förderschwerpunkten. Die Schüler sollen in ihrer emotionalen und sozialen Entwicklung Fortschritte machen, die Sprache erlernen und Lernkompetenz entwickeln.
Wegfall von Fachräumen
Dass am künftigen Standort ein Trockenübergang die beiden Gebäudeteile verbindet, ist für Schulleiterin Angelika Held „ein wichtiges Symbol für die Zusammengehörigkeit“. Sie ist sehr froh darum, dass dann eine gemeinsame Lernförderung für alle Schüler möglich ist und das Gebäude auch eine große Aula erhält, die für Schulveranstaltungen genutzt werden kann. „So etwas haben wir bisher nicht. Die Raumnot hat sich wegen der wachsenden Schülerschaft in den vergangenen Jahren sogar noch verstärkt“, berichtet Held. Eine Folge davon sei der Wegfall von Fachräumen zugunsten von Klassenzimmern gewesen, so Held. Weggefallen sei der Musik- und Rhythmikraum, es gebe zu wenig Differenzierungs- und keine Gruppenräume in der Kellerstraße. Platznot präge auch die Ganztagsbetreuung, ergänzt Karin Persch. „Die muss man sich anders als in der Regelschule vorstellen. Nach dem Mittagessen brauchen die bei uns unterrichteten Kinder erst mal eine Ruhezeit, um sich mit neuen Kräften für das Nachmittagsprogramm zu stärken“, weiß die Pädagogin.
In der Kellerstraße muss die Aula derzeit mangels Alternative regelmäßig in einen Ruheraum umfunktioniert werden, in dem die Kinder schlafen. „Im neuen Gebäude haben wir viele Räume mit Mehrfachnutzungsmöglichkeiten. Da sind wir dann in vielen Bereichen flexibler“, freut sich Angelika Held. Nicht nur in diesem Punkt stimmt ihr ihre Stellvertreterin uneingeschränkt zu. „Der Neubau bietet ein tolles räumliches Konzept für Ganztags-Lernlandschaften. Räume, die vormittags als Klassenzimmer dienen, können nachmittags als Lern-, Ruhe- oder Arbeitsraum genutzt wer- den.“
Dank an das Landratsamt
Beide sind dem Landratsamt dankbar, „von Anfang an voll in die Planungen eingebunden gewesen zu sein.“ Held und Persch sind im Vorfeld dieser Gespräche viel rumgefahren“ und haben sich bei anderen Förderschulen umgeschaut. Auch den Elternbeirat hat die Schulleitung zu seinen Wünschen befragt. „Den Eltern war es ein besonderes Anliegen, dass keine Pausenflächen verloren gehen. Das ist uns gelungen“, sagt Held. „Das Austoben ist für unsere Schüler nämlich ganz wichtig“, ergänzt Karin Persch.
„Eine bessere Förderung als bei uns kann man nicht bekommen“, so Persch. Die Schule hätte auch schon Schüler hervorgebracht, die später die Mittlere Reife bestanden oder das Abitur gemacht hätten. „Die Förderung steht im Mittelpunkt unseres Konzeptes. Der Unterricht ist nicht mehr defizitorientiert“, sagt Angelika Held.
Wer Förderunterricht benötigt, stellen in der Regel die Mobile Sonderpädagogische Hilfe (MSH), die in Kindergärten aktiv ist, und der Mobile Sonderpädagogische Dienst (MSD) , der Schüler mit besonderem Förderbedarf herausfiltert und die Aufnahme in die Egenberger-Schule vorantreibt.
Auch wenn bis zum endgültigen Umzug noch etwas Zeit vergeht, freuen sich Held und Persch bereits jetzt, dass künftig ein wesentliches Ritual des Schulalltags gemeinsam begangen werden kann: die sogenannte „Vollversammlung“, mit der jeweils montags die neue Woche eingeleitet wird. Da singen die Schüler zusammen, die Ziele für die Woche werden definiert, und nicht selten ist dies auch der geeignete Anlass, um Dankesworte auszusprechen.
„Das hat etwas ganz Tragendes und zeigt, dass wir in der Gemeinschaft respektvoll miteinander um- gehen. Diese Gemeinschaft können wir leider momentan nicht komplett leben, da die Versammlung an zwei Standorten stattfinden muss“, sagt Schulleiterin Angelika Held.
Noch keine Pläne für Nachnutzung
Wenn der Neubau in der Krankenhausstraße fertiggestellt ist, steht das Schulgebäude in der Kellerstraße leer. Was aus ihm wird und wie der Landkreis das ihm gehörende Grundstück künftig nutzt, dazu gibt es nach Auskunft von Bad Aiblings Bürgermeister Stephan Schlier noch keine Pläne. Wie Landrat Otto Lederer, der das Gebäude bereits vor längerer Zeit als nicht sanierbar eingestuft hatte, geht auch der Rathauschef davon aus, dass es der Abrissbirne zum Opfer fallen dürfte. Konkrete Gespräche mit Lederer hat er wegen einer Nachnutzung noch nicht geführt, aber er verweist auf eine Zusicherung des Landrats. „Da soll nichts passieren, was nicht zwischen Landkreis und Stadt abgesprochen ist.“ Schlier weiß bisher nur, welchen Verwendungszweck er an diesem Standort ausgeschlossen haben möchte: „Ich will nicht, dass hier Wohnbebauung entsteht.“